Olympia – Filme 1936 Leni Riefenstahl
05.02.2023
Zwar stehen zu diesem Thema nur wenige postalische Belege im direkten Bezug zur Verfügung und es bestimmen daher u.a. Ansichtskarten und Filmbroschüren den Rahmen, aber es ist ein reizvolles Thema, das in Deutschland - eher mehr als im Ausland - zwiespältig betrachtet wird. Einerseits stehen die Leistungen bezüglich künstlerischem Anspruch, Technik und Regie zum Film der Olympiade 1936 schon nach der frühen Beurteilung durch internationale Preise nicht zur Disposition, aber die Regisseurin LENI RIEFENSTAHL hat unbestritten auch zu den olympischen Spielen 1936 NS – konforme Propagandafilme geschaffen. Sicherlich hat daher Adolf Hitler freudig bei der Filmpremiere im UFA – Palast in Berlin der Regisseurin mit Handschlag gedankt.
Seit dem Jahr 1912 gab es die Verpflichtung durch das IOC (International Comite Olympique) – hier vorgestellt mit dem Poststempel vom Sitz in LAUSANNE aus dem Jahr 2005 - für das jeweils ausrichtende Organisationskomitee des Veranstalterlandes von den Spielen ein FILMDOKUMENT anzufertigen, die allerdings in ihrem Ergebnis bis zum Jahr 1932 in ihren Ausführungen eher „sehr dürftig“ ausfielen.

Als Generalsekretär des Organisationskomitees in Deutschland war Carl Diem seit Januar 1933 verantwortlich für die Planung und Ausführung der Spiele in Berlin und in Abstimmung mit der NS – Führung wurde Leni Riefenstahl mit der Erstellung des Olympiafilmes beauftragt. Die Kosten verteilten sich dann auch gleich entsprechend auf das IOC und das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda und Leni Riefenstahl gründete dazu mit ihrem Bruder die OLYMPIA-FILM GMBH, die dem Ministerium unter Goebbels unterstellt wurde und der sich über die Ausuferung der Kosten durchaus empörte. Leni Riefenstahl empfahl sich für das NS – Regime durch ihr Regiedebüt „Das blaue Licht“ und die nachfolgende Ausführung der „Parteitagstrilogie“ und traf damit nicht nur die Wunschvorstellung von Adolf Hitler sondern die breite deutsche Bevölkerung war durchaus begeistert und auch international waren diese Filme trotz ahnenswerter und überlagerter faschistischer Tendenz leider dekorationswürdig und für die deutschen Schulen ein Pflichtprogramm. Die Vergabe der olympischen Filmdokumentation an Leni Riefenstahl war somit durchaus konsequent und eine NS-konforme Propaganda war nebenbei zu erwarten. Es entstanden in aufwendigen neuen Filmtechniken mit ca. 30 Kameraleuten und einem 300köpfigen Team höchst innovative und entsprechend teure Filme sportlicher Ereignisse in bis dato nie gesehener Form. Allein der Schnitt aus 400.000 Meter Filmmaterial benötigte fast 2 Jahre und die Filmverleihrechte bekam schließlich die TOBIS-Filmgesellschaft.

Zunächst aber ein Blick auf die vertreibende Filmgesellschaft mit der TOBIS CINEMA Film-Aktiengesellschaft und dazu die Deckseite der speziellen Filmschrift zum Olympia – Film.

Folgend rückseitiges Deckblatt (Kontrast korrigiert) der 10seitigen TOBIS-Schrift zum Vertrieb mit Hinweis auf den Einsatz modernster Technik zu
OLYMPIA
DER FILM FÜR DIE WELT
und Sport, Kunst und Technik haben sich zu idealem Wettkampf vereint.

Dazu ein Absenderfreistempel der TOBIS CINEMA Film - Aktiengesellschaft mit Datum 1.8.1935.

Die TOBIS – Film-Aktiengesellschaft wurde 1927 aus verschiedenen Gesellschaften der Ton-, Schallplatten- und Filmindustrie gegründet und wurde neben der UFA die zweitgrößte deutsche Filmgesellschaft bis sie im Jahr 1942 sogar mit der Universum Film AG fusionierte.

In der Zeit des Nationalsozialismus war Propaganda nicht nur ein Schlagwort sondern ein „allgegenwärtiges und aufgezwungenes Erlebnis in Deutschland“ und neben der NS - vereinnahmten UFA unter Alfred Hugenberg war in der TOBIS – Gesellschaft als Direktor alsbald der Adlatus von Goebbels mit Helmut Schreiber ein Garant für die entsprechende genehme Gesellschaftsausrichtung.
Schon auf der begleitenden Olympiaveranstaltung „Ausstellung Deutschland“ 1936 war im Sommergarten des Funkturmgeländes während der Darbietungen die „TOBISSÄULE“ der Filmgesellschaft gegenwärtig und dazu folgende Ansichtskarte

Die örtliche Beziehung ist deutlicher auf der nachfolgenden Ansichtskarte zur Olympiade 1936 erkennbar und im Hintergrund die neu erbaute Deutschlandhalle und auch hier darf das bekannte NS – Symbol nicht fehlen.

Olympiastadtplan 1936

Der obige Olympia – Stadtplan (Ausschnitt) aus dem Reichssportverlag erleichtert die Orientierung zur folgenden Ansichtskarte mit Blick vom Funkturm auf das Umgebungsgelände mit seiner speziellen Gestaltung für die olympischen Spiele 1936 und den verschiedenen Veranstaltungsorten u.a. Olymp.Kunstausstellung, Sportstud.-Lager, Rad-Stad. und KdF-Stadt.
dazu die passende Bildübersicht auf einer Ansichtskarte

Blick vom Funkturm aus 130m Höhe auf den Sommergarten im Ausstellungsgelände mit seinen olympischen Strukturen 1936. Ganz links ist noch die Kurve des Radsportstadions zu erkennen, das Internationale Studentenlager links oben, die KdF – Stadt zur Versorgung der Tagesgäste mit dem zugehörigen Bahnhof an der S-Bahnlinie und rechts oben im Hintergrund angedeutet das Reichssportfeld mit Glockenturm, Maifeld und Olympiastadion.
Fortsetzung folgt