Olympiastadion Berlin mit Schwimmstadion und KdF – Stadt (1.Folge)
17.03.2023
Nach dem Olympia – Streiflicht mit Abhandlung zur Olympiaglocke und dem Olympiafilm jeweils aus dem Jahr 1936 soll einmal das Olympiastadion in Berlin vorgestellt werden mit dem angegliederten Schwimmstadion und der benachbarten Kdf – Stadt. Allein zu diesen Bauwerken gibt es zahlreiche philatelistische Belege und Literatur „aus allen Zeiten“ und auch hier kann nur eine Auswahl getroffen werden. Die drei folgenden bunten Ansichtskarten beleuchten auch schon die wesentlichen Veränderungen durch Stadionumbauten in den Jahrzehnten seit 1936 über die Teil- zur Ganzüberdachung



Im Einzelnen ist zunächst die Werbe-Postkarte Nr. 9 abgebildet und herausgegeben vom Propagandaausschuss für die olympischen Spiele 1936 und dem Hilfsfonds für den Deutschen Sport im Reichssportverlag GmbH in Berlin. Darunter eine Ansichtskarte der Kartenedition Pawlowski mit der Teilüberdachung aus dem Jahr 1974 für die Fußball – Weltmeisterschaft und mit einer Aufnahme von Günter Schneider. Folgend dann die Ansichtskarte aus der Ausgabe Kunst und Bild, Berlin ebenfalls mit einem Foto von Günter Schneider und der abermaligen und diesmal grundlegenden Umbauphase aus den Jahren 2000 bis 2004 ausgelegt für die Fußball – Weltmeisterschaft 2006 mit der sichtbaren Ganzüberdachung des Stadions. Das Fassungsvermögen reduzierte sich durch die baulichen Veränderungen von 100.000 auf 74.000 Zuschauer.Auch die philatelistische Dokumentation des Olympiastadions in Berlin ist recht vielfältig möglich speziell auch aus dem Stempelbereich. Zunächst einmal auch die 3 verschiedenen Bauversionen des Stadions ohne Dach und mit Teil- bzw. Ganzüberdachung mittels Absender- bzw. Sonderstempel.

aber auch als Markenmotiv in den Jahren 1953, 1993 und 2006 finden sich die 3 Bauphasen

Bevor ich hier auf interessante nähere Details eingehe an dieser Stelle schon einmal ein Hinweis auf den auffälligen Variantenreichtum im charakteristischen Osttorbereich mit dem südlichen Bayern- und dem nördlichen Preußenturm. Auf der Briefmarke der Landespostdirektion Berlin unter alliiertem Recht fehlt die Uhr und die „gespannten“ olympischen Ringe zwischen den Türmen. Im Jahr 1993 waren dann auf der Briefmarkenausgabe neben der neuen Teilüberdachung zumindest die Uhr am Bayernturm und die Ringe zwischen den Türmen wieder aufgetaucht. Die folgende Vorkriegsversion konnte erwartungsgemäß natürlich nicht ohne das symbolträchtige NS – Hakenkreuz am Preußenturm auskommen.

Die Feldpostkarte soll dann auch in die Zeit der Bauentstehung des Stadions 1934 zurückführen als noch Friedenszeiten herrschten, denn zu dem Zeitpunkt der Feldpost im Dezember 1944 wäre auch schon eine Zerstörung des Stadions durch alliierte Bomberverbände vorstellbar gewesen. Aber OLYMPISCHE IDEE und POLITISCHE REALITÄT waren und sind stets Begleiter gewesen. Ob Begriffsmissbrauch einer idealen Vorstellung der olympischen Idee, Boykott, Attentate oder Doping - OLYMPIA war häufig ein idealer Schauplatz unterschiedlichster Interessen und verfälschender Propaganda.


Einerseits vorstehend die erträumte antike Welt der olympischen Spiele im Festzug 1903 in Nürnberg auf bayrischer Ganzsache und andererseits die Realität mit dem Weltkrieg 1914 und furchtbarem Attentat 1972 auf die israelische Mannschaft in München und im Jahr 1940 war Garmisch als Ersatz für St. Moritz durch den Ausbruch des 2. Weltkriegs obsolet. Die NS – Propaganda sprach natürlich vom aufgezwungenen Krieg.

CARL DIEM erlebte mit seiner Völker verbindenden Idee des Fackellaufs 1936 schon nach einem Jahrzehnt die Realität mit der olympischen Fackel in geteilten deutschen Strukturen mit Saarland, Berlin, Deutsche Demokratische Republik und Bundesrepublik Deutschland und erst Jahrzehnte später ist dieser trennende politische Zustand für Deutschland und seine Bevölkerung glücklicherweise wieder behoben.

Auf dem Weg zum Olympiastadion von 1936 noch eine kleine hinführende Exkursion.
Die olympische Idee aufzugreifen, war um die Jahrhundertwende 1900 in Deutschland unter teils schwärmerischen Gesichtspunkten leicht zugänglich. Stichwort: Johann Wolfgang von Goethe schrieb im Jahr 1786 Iphigenie auf Tauris und hieraus das geflügelte Wort Das Land der Griechen mit der Seele suchend. Nach kleineren Ausgrabungen auf dem Peloponnes war es dann Deutschland mit Ernst CURTIUS nach offiziellem Vertrag mit der Regierung in Athen, der die Grabungen mit jungen Archäologen der Königlichen Museen aus Berlin in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts erfolgreich und im großen Stil in Angriff nahm.


Vorstehend Karten um das Jahr 1900 geschrieben mit Ansichten der Grabungsfelder in OLYMPIA aus griechischem Verlag mit deutscher Inschrift: Gruss aus Olympia.
Nach erfolgreicher Wiederbelebung der antiken olympischen Spiele in der Neuzeit durch Pierre de Coubertin – durchaus auch inspiriert durch die deutschen Ausgrabungen - war dann Deutschland für das Jahr 1916 auserwählt für das olympische Geschehen mit dem Austragungsort in Berlin – Grunewald und dem Deutschen Stadion.


Fortsetzung folgt