Berlin Reichssportfeld und Sportorganisationen

18.08.2023

 

Im Themenbereich Olympia wurden im Rahmen der Olympiade 1936 bereits Einstellungen vorgenommen zum Olympiastadion, Schwimmstadion,  Dietrich - Eckart - Bühne, KdF – Stadt, Olympiaglocke und den Olympiafilmen. Diese Teilaspekte hatten ihre örtliche Basis mit und auf  dem Reichssportfeld Berlin–Grunewald.

Aus der ersten Ausarbeitung

Nachfolgend einmal Werbekarte Reichssportfeld Berlin-Grunewald Nr.10 für die Olympischen Spiele im Reichssportverlag, ferner Topographie Reichssportfeld signiert Werner March und Absenderfreistempel noch unter Deutscher Reichsausschuß für Leibesübungen im Jahr 1934 aber schon mit Absendereindruck Organisations-Komitee für die XI. Olympiade Berlin 1936 e.V. Berlin-Charlottenburg 2, Hardenbergstraße 43, Am Knie.

 

Das Reichssportfeld und seine Entwicklung zur Gesamtkonzeption für die Olympischen Spiele 1936  einmal vorzustellen, ist reizvoll und beleuchtet im Jahr 1936 ein Ergebnis mit dem Architekten Werner March, das bis dahin weltweit  keine  gleichwertige Konkurrenz hatte und Maßstab wurde und setzte. Dies  wird sicherlich auch etwas verdrängt unter dem begleitenden negativem Propagandaeffekt der Nationalsozialisten und dem Reichskanzler Adolf Hitler und erkennbar antisemitische Begleiterscheinungen zur Olympiade Berlin 1936.

Der Weg zum Reichssportfeld und den olympischen Spielen im Jahr 1936 im Rahmen der deutschen Sportbewegung kann nur skizziert werden und wäre detailliert ein eigenes Thema und dazu gibt es bereits namhafte philatelistische  Ausarbeitungen und Sammlungen.

Ein Spaziergang über das Reichsportfeld zu den olympischen Spielen im Jahr 1936 ist gleichsam aber auch  verbunden mit historischen Namen zur deutschen Sportbewegung  und fordert einmal auf,  zumindest  eine  begleitende Betrachtung  ansatzweise zu  versuchen. Überall auf dem Reichsportfeld von 1936  finden sich  nun auf Wegen, Plätzen, Gebäuden und Toren u.a. Namen von prägenden Persönlichkeiten und Athleten auch mit geschichtsträchtigem Hintergrund im deutschen Sport und seiner Entwicklung aus ca. 150 Jahren von 1785 bis 1935  und dazu nachfolgend ein  kleiner  Auszug :

Guthsmuths Weg und -Tor, Coubertin Platz, Freiherr von Langen Tor, Friedrich Friesen Allee, Georgii Platz, Hans Braun Platz und Hans Braun Straße, August Bier Platz, Friesenhaus mit Friesenhof und Friesengarten, Jahnplatz, Gebhard Platz, Podbielski mit einem ehrwürdigem Eichenbaum und ferner Körner Platz  (kein Anspruch auf Vollständigkeit). Carl Diem wird hier wohl seinen Sachverstand bezüglich Sporthistorie und Namensgebung eingebracht haben  und Architekt, Ministerien und Baubehörden sind ihm vermutlich widerspruchslos und gerne  gefolgt.

In einer grob chronologisch bestimmten Vorgehensweise  ist ein erster Blick auf Johann Christoph Friedrich GuthsMuths zu werfen, der schon vor Friedrich Ludwig Jahn  in der Erziehungsanstalt Schnepfenthal  Gymnastik und Leibesübungen im Jahr 1785 im Unterricht einführte und sicherlich auch Vorbild für Jahn wurde.  Dazu kann treffend ein Werbestempel  der IMOS (Internationale Motivgruppen Olympia und Sport) aus dem Jahr 2001 eingefügt werden mit den beiden ältesten „Turnvätern“  Jahn und GuthsMuths  in der deutschen Sporthistorie

 

GuthsMuths war nicht nur Sportlehrer sondern auch als Sportschriftsteller (wesentliche Werke im Jahr 1773 u.1804) tätig und seine Schriften waren wegweisend für die breite Bevölkerung spez. mit seinem Werk „Gymnastik für die Jugend“. Friedrich Jahn hörte seine Vorträge in  Schnepfenthal als junger Student und hat sicherlich auch die persönliche Entwicklung von Guthsmuths registriert  mit Übernahme von  Wehrübungen unter dem Aspekt der napoleonischen Zeit im Sinne einer wünschenswerten nationalen soldatischen Wehrertüchtigung. Dieser Aspekt der Wehrertüchtigung  ausgehend von den Befreiungskriegen zu Beginn des 19. Jahrhundert mit starker patriotischer Gesinnung war stets auch latent begleitend in der  deutschen Sportbewegung verbunden mit den Begriffen Kampfbahn und Kampfplatz und erreichte unwidersprochen ihren Höhe- und Endpunkt in der apokalyptischen  Phase unter den  Nationalsozialisten mit Adolf Hitler und der Übergang von „Gut Heil“  zu  „Sieg Heil“  erfolgte im Jahr 1933 ohne offizielles Bedenken ebenso wie der Ersatz des „Turnerkreuzes durch das Hakenkreuz“.

Auf dem Reichssportfeld zieht sich nun der Guthsmuths Weg vom Sportforum zum olympischen Platz mit dem Guthsmuthstor und vorbei am Haupteingang mit dem Olympischen  Osttor hin zur Trakehner Allee.

 

Im Sportforum mit der Reichsakademie für Leibesübungen befindet sich nun im Innenhof  der Jahnplatz oder  Jahnhof, wie er auf der folgenden Ansichtskarte beschriftet ist mit Blick über das Forumbecken  zum Haus des Deutschen Sports.

 

Ansichtskarte zeigt Friedrich Ludwig Jahn (*1778 in Lanz  † 1852 in Freyburg)

Briefmarke und Sonderstempel beispielhaft

 

Jahn war Begründer der deutschen Turnbewegung im Jahr 1811 mit Errichtung des  ersten Turnplatzes  in  der Hasenheide  in Berlin mit Turngeräten nach  GuthsMuths  Vorstellungen.

 

Folgend  Turnplatz Jahn in der Hasenheide aus Friedrich Mildner  OLYMPIA 1936  „Sport und Spiel“ Verlags – und Vertriebs – G.m.b.H. Berlin – Wilmersdorf 1934. Nach Mildner unter anderem mit Laufbahn, Sprung- und Wurfbahnen, Geräteturnplatz mit Schwebebäumen, Barren, Reck und Kletterturm und passender Sonderstempel Sindelfingen 24.10.2003 mit Friedrich Jahn und  Turnern am Barren und Reck im Hintergrund

 

Aber  Jahn war nicht nur Begründer der deutschen Turnbewegung in den Jahren um 1810,  sondern fühlte sich ebenso leidenschaftlich als deutscher Nationalist ausgehend von der napoleonischen Besetzung nach der Schlacht bei Jena und Auerstedt (1806). Die Hasenheide war auch im Jahr 1810 Treffpunkt  mit gleich gesinnten deutschen Patrioten  und die Gründung des geheimen „Deutschen Bundes“ mit der Zielvorstellung  des Beitrages zur Befreiung Deutschlands von den Franzosen war auch für Jahn und Friesen eine selbstverständliche Herzensangelegenheit.

Folgende Lithographie mit Prägedruck der Personen vermittelt aspektmäßig durchaus konspirativen Charakter und führt hier einmal Jahn, Körner und Friesen zusammen, die durchaus gemeinschaftlich  zudem auch  zum Freikorps LÜTZOW standen.

Die Szene kann als  ein  gemeinsamer Treueschwur interpretiert werden nach dem Motto

„drum Brüder reichet die Hände zum Bunde“

 

von links nach rechts – Friedrich Friesen, Ludwig Jahn und Theodor Körner

Aber auch auf dem Reichssportfeld  finden obige Patrioten sich dann gemeinschaftlich wieder im Bereich des Sportforums mit dem JAHNplatz (March, Das Sportforum auf dem Reichssportfeld), der Friedrich-FRIESEN-Allee die konsequent zum FRIESENhaus führt  und vorgelagert war der Körnerplatz. Ein kleiner Ausblick soll zumindest dazu die geschichtliche  Entwicklung  aufgreifen (die architektonische Vorstellung erfolgt später).

 

Fortsetzung folgt