Olympiaglocke 1936

3. Übertragung aus www.postautomation.de 

31.12.2022

 

Die Gussstahlfabrik Bochumer Verein war 1842 von dem Stahlfabrikanten JACOB MAYER  und dem Kaufmann EDUARD KÜHNE  zunächst mit der Firmenbezeichnung MAYER und KÜHNE gegründet worden. Jacob Mayer war ein unermüdlicher Forscher einen Formguss auch für Stahl zu erfinden – den STAHLFORMGUSS. Selbst Alfred Krupp in Essen  sah hier die Herstellungsmöglichkeit auf Anfrage des Militärs als Verbesserung für stark belastete  Gusseisenteile für technisch  kaum machbar, das Hüttenwerk in Eberswalde enthielt sich gleich einer Stellungnahme und nur J. Mayer in Bochum arbeitete verbissen an der Realisierung und konnte 1852  auf einer Ausstellung in Düsseldorf  als Ergebnis Gussstahlglocken präsentieren. Bild aus der Schrift 100 Jahre Stahlformguss des Bochumer Vereins.

 

Glockenherstellung aus Stahl und damit preisgünstiger und haltbarer als die bisherigen Bronzeglocken war eine Sensation und ihre Herstellungsmöglichkeit für Krupp  gegebenenfalls ärgerlich und unerwünscht und er agierte gegen Mayer in Bochum bis hin zur Anfeindung. Zur  Pariser Weltausstellung 1855  stellte die umfirmierte „Mayer u. Kühne Fabrik“ als nunmehr Aktiengesellschaft  „Bochumer Verein für  Gussstahlfabrikation“ erneut ihr Glockenensemble vor, Krupp bezweifelt öffentlich die Verwendung von Stahl, sondern behauptet einen alleinigen Gusseiseneinsatz und missgönnt Mayer die GROßE GOLDMEDAILLE. Erst ein herausgeschlagenes Glockenstück musste den endgültigen  Beweis  für Mayer erbringen und leitete trotz weiterer anfänglicher Patentschwierigkeiten mit dem Amt in Berlin eine phantastische Stahlproduktion in Bochum  mit dem Stahlformguss ein. Der Bochumer Verein hatte dann über Jahrzehnte eine höchst wechselvolle Industriegeschichte zu verzeichnen und Namen wie Louis Baares und Hugo Stinnes sind hier nur stellvertretend in wechselhaften  und teils abhängigen Gesellschaftsstrukturen zu nennen. Mit der Umstrukturierung der Stahlindustrie  nach 1933 wurde der Bochumer Verein erneut eigenständig und ein NS – konformer Industriekomplex mit  starker Ausrichtung  zur Waffenproduktion. Aber auch die „friedliche Glockenproduktion“ wurde nachhaltig weiter durchgeführt und  aufrecht  erhalten.

 

Die obige Ansichtskarte vermittelt Vorarbeiten zum Glockenguss mit der Glockenkernformung im Bochumer Verein. 1935 übernahm dann das Bochumer Werk  die Ausführung  der Olympiaglocke  als Werksspende für die olympischen Spiele 1936 in Berlin. Das nachfolgende Bild belegt diesen Einsatz mittels des Lesezeichens (hier aufgeklappte Version) im amtlichen OLYMPIAFÜHRER.

 

Schnittzeichnung  zur Glockenherstellung  aus der Schrift

100 Jahre Stahlformguss Bochumer Verein

 

Folgend ein Artikelausschnitt zur Herstellung der Olympiaglocke  aus dem

ILLUSTRIERTEN MÄDCHEN-JAHRBUCH 1935 Wir Mädel

(Union Deutsche Verlagsgemeinschaft Stuttgart, Berlin, Leipzig).

 

Im linken oberen Bild ist die Inschrift „die Jugend der Welt“  in der Olympiaform zu erkennen und auf dem einzufügenden Formstück sind Teile der Olympiaringe zu entdecken.  Aber der Bochumer Verein gab auch eigens eine mehrsprachige Lektüre zum Olympiaglockenguss heraus und dazu folgende Abbildung, die einmal die Glockenseite mit dem Brandenburger Tor und kopfstehend die gegenüberliegende Glockenseite mit dem  Reichsadler und den olympischen Ringen im  Moment der Kranhebung – „Glockentaufe“ - aus der Gussform zeigt (Sammlung Winfried Downar, Bochum).

 

Auch folgende Stammkarte der Francotypgesellschaft Berlin mit der Baframaschine B 136 der Stadtverwaltung Bochum u.a. mit dem Olympiaglockenklischee vom 12.6.1936 stammt freundlicherweise aus der Sammlung Winfrid Downar, Bochum.

 

  Dazu die beiden Versionen mit Wechsel im Wertrahmen von Bogenrechteck zu Reichsadler

 

Nachfolgend die „stolze“ Begutachtung  der gereinigten Olympiaglocke im Werk  aus der

Schrift 100 Jahre Stahlformguss des Bochumer Vereins.

 

Weitere Übertragung folgt