Olympiastadion Berlin mit Schwimmstadion und KdF – Stadt
1.Fortsetzung
23.03.2023
Die Idee ein repräsentatives Sportstadion für mögliche olympische Spiele in Berlin zu etablieren, war den deutschen Olympioniken und an ihrer Spitze Graf Egbert von der Asseburg seit ihrem Olympiaerlebnis 1906 Athen eine erstrebenswerte Vision.

Stadion Athen 1906 und Graf v.d. Asseburg im Absenderfreistempel der IMOS 2003

Die Verwirklichung des Deutschen Stadions scheiterte jahrelang und erst mit der Unterstützung durch Staatsminister Victor von Podbielski gelang die Realisierung. Victor v. Podbielski war nach seiner Militärkarriere übrigens Nachfolger von Heinrich von Stephan Leiter des Reichspostamtes und damit besteht auch eine Querverbindung zu unserem Hobby. Er engagierte sich im deutschen Sport und wurde 1909 Präsident des Deutschen Reichsausschusses für Olympische Spiele. Ebenfalls im Jahr 1909 brachte die 10. IOC – Sitzung des Internationalen Olympischen Komitees und erste Sitzung auf deutschem Boden im neuen Hotel Adlon am Pariser Platz die Berliner Olympiapläne in Konkurrenz zu Stockholm zunächst an die Spitzenposition, die durch bauliche Verzögerungen aber im Jahr 1912 scheiterten. Podbielski war Führer der deutschen Olympioniken 1912 in Stockholm und als Vorstand im UNION-KULB für Pferderennen wurde seit 1909 die Rennbahn im Berliner Grunewald realisiert und im Inneren der Bahn wurde das Deutsche Stadion unter dem Architekten Otto March in den Jahren 1912/13 mit 40.000 Plätzen und seitlichem Schwimmbad im „Erdboden versenkt“ errichtet, um den freien Blick auf die Pferderennbahn zu erhalten. Architekt Otto March verstarb kurz vor der Fertigstellung der imposanten Sportstätte und die nachfolgende Zeichnung aus dem Buch von Werner March BAUWERK REICHSSPORTFELD aus dem Jahr 1936 verdeutlicht die Anordnung des tief gelegenen Stadions.

Mit dem 1.Weltkrieg von 1914 bis 1918 war dann ein vorgesehenes friedfertiges Olympiafest in Berlin gescheitert. THEODOR LEWALD als Präsident des Deutschen Reichausschusses für Leibesübungen und CARL DIEM als Generalsekretär warben unermüdlich und schließlich erfolgreich nach dem 1.Weltkrieg für den Bau eines DEUTSCHEN SPORTFORUMS, das im Jahr 1925 nördlich der Grunewald - Rennbahn errichtet wurde. Werner und Walter March als Architekten setzten so die baulichen Pläne ihres im Jahr 1913 verstorbenen Vaters Otto Match mit Bau des Sportforums mit Turnhalle, Schwimmstadion und Studentenwohnheim von 1925 bis 1928 fort.

Deutsches Sportforum nördlich der Pferderennbahn mit zentralem Stadion (Bildquelle s.o.) Auch Erweiterungspläne für das Stadion unter der Prämisse möglicher olympischer Spiele im Jahr 1936 wurden von Werner March ausgeführt und blieben unter notwendiger Beibehaltung der Pferderennbahn trotz der Verschiebungspläne für das Schwimmbad offensichtlich ein Kompromiss. Auf dem Internationalen Olympischen Kongress 1930 in Berlin präsentierte sich Deutschland dann als Sportnation und warb für die Vergabe der Olympischen Spiele 1936 erneut in Berlin. Der hervorragend geplante Kongress in Berlin gestaltete sich für die IOC – Mitglieder aus 50 Nationen als äußerst effektiv und wohlwollend erinnerungsträchtig. Damit stand im Jahr 1931 auf der IOC – Tagung zur endgültigen Vergabe der Olympischen Spiele für das Jahr 1936 in Berlin nichts mehr im Wege. Diese Entscheidung fiel für eine Stadt im Deutschland der Weimarer Republik und dies in Verhältnissen absoluter politischer und wirtschaftlicher Krisenzeiten. 1933 hatten sich dann die politischen Perspektiven mit der Machtübergabe an Adolf Hitler und seine NSDAP deutlich und total verändert!

Die geschulte nationalsozialistische Propagandamaschine erkannte sofort die Möglichkeit diese Spiele auf internationaler Ebene für ihr Image zu missbrauchen und dies für Deutschland unter dem Alleinvertreteranspruch von Hitler und seiner Partei. Nach dem Ableben des Reichspräsidenten Hindenburg wurde Reichskanzler Adolf Hitler auch Schirmherr der geplanten kommenden olympischen Spiele in Berlin 1936.


aus Olympia - eine nationale Aufgabe, Reichssportverlag 1935
Entsprechend war nicht nur die Presseszene auf die Spiele 1936 in Berlin fortan NS – freundlich eingestimmt, sondern auch der Verwirklichung einer entsprechend großzügigen Planung und Architektur stand nichts mehr im Wege.
Schon am 5.10.1933 hatte Hitler das Sportgelände im Grunewald besichtigt, gedanklich wohl die einengende Kombination von Pferderennbahn und zukünftigem Olympiagelände verworfen. Reichsinnenminister Frick und Reichssportführer Tschammer und Osten haben sicherlich nicht widersprochen. Das Gesamtkonzept REICHSSPORTFELD mit Baubeginn April 1934 und dem Eröffnungstermin 1. August 1938 wurde tatsächlich in diesem kurzen Zeitraum verwirklicht. Das „alte Olympiastadion“ wurde eingeebnet, die Pferderennbahn „geopfert“ und Architekt Werner March konnte seine phantastische Vision eines umfassenden REICHSSPORTFELDES trotz zeitlicher Engpässe erstaunlich verwirklichen.

Entwurf Reichssportfeld für die Olympiade 1936

Die Deutsche Reichspost brachte sich natürlich mit in das Konzept ein und der obige Plan belegt u.a. die Postämter im Stadion, Schwimmstadion und Reiterplatz, die Standorte der Fernsprecher, Briefkästen und Wertzeichengeber. Dazu das mehrfach bereitgestellte Ensemble auf dem Reichssportfeld bestehend aus Briefkasten und Wertzeichengebern zu 5, 6 und 8 Reichspfennigen sowie 5Rpf. Postkarten und 6Rpf. Olympia-Sonderpostkarte. Der Leerungsdienst oblag dem Postamt Stadion und auf dem Briefkasten verweist ein Schild auf die Abstempelung mit dem Olympia-Sonderstempel hin (aus DIE POST IN BERLIN 1987). Dies erklärt sicherlich die enorme Zahl entsprechender Belege.

Dazu entsprechende Olympia-Sonderganzsache mit Stempel Postamt - Stadion vom
Tag der Eröffnung der Olympischen Spiele am 1.August 1936

Fortsetzung folgt