Berlin Reichssportfeld und Sportorganisationen

5. Fortsetzung

29.10.2023

Die Deutsche Sporthilfe legte zu seinen Ehren eine Individuell – Briefmarke auf und schon im Jahr 1991  feierte Berlin Willibald Gebhardt mit einem Sonderstempel

 

Bei weiterem Interesse ist sicherlich die Literatur aus der Schriftenreihe des Willibald Gebhardt Instituts vordringlich empfehlenswert.

 

Es können hier weitere  philatelistische Belege zu Ehren von  Willibald Gebhardt und  Erbprinz Philipp Ernst zu Hohenlohe-Schillingfürst eingefügt werden  und in diesem Fall  im Gedenken an 125 Jahre olympische Bewegung in Deutschland  mit Individualmarken zu Willibald Gebhardt  (1861 – 1921)  als Initiator  des olympischen Komitees   und Philipp Ernst zu Hohenlohe-Schillingfürst (1853 – 1915) erster Präsident des deutschen olympischen Komitees. Dazu ein passender Sonderstempel dankenswert und erneut auf die Initiative der FG „Sonderpostämter“  die auch damit ihr 50jähriges Jubiläum  feiert.

 

Nach erfolgreicher Wiederbelebung  der antiken olympischen Spiele in der Neuzeit durch Pierre de Coubertin  – durchaus auch inspiriert durch die deutschen Ausgrabungen  - war dann Deutschland,  wie oben erwähnt, für das Jahr 1916 auserwählt für  das olympische Geschehen mit dem Austragungsort  in Berlin – Grunewald  und dem Deutschen Stadion.

Mit dem Bau des Deutschen Stadions  führt nun, wie zu Beginn der Ausarbeitung angedeutet, der Weg in die Architektenfamilie mit Otto March und seinen beiden Söhnen Werner und Walter. Letzterer zog sich aus der verantwortlichen Planung nach 1928  in den Hintergrund zurück teils auch durch  Tätigkeit im Ausland und überlies seinem Bruder Werner die Planungsverantwortung  zu den Bauten von 1925 bis 1938 auf dem Reichsportfeld.

Werner March erlebte schon im Alter von 15 Jahren in Berlin die erste  internationale Städtebauausstellung  in Berlin (1910) unter der Mitarbeit seines Vaters und Architekten Otto March. Er war begeistert, entdeckte hier seinen Berufswunsch ebenfalls zum Architekten  und  zwei Jahre später begleitete er sicherlich schon mit Interesse Bau und Pläne seines Vaters im Gebiet des Sportbereichs der Rennbahn im Grunewald  zum DEUTSCHEN STADION für die ersten geplanten deutschen olympischen Spiele für das Jahr 1912. Dieser Termin scheiterte an terminlichen und den besagten  finanziellen  Engpässen und verschoben  die Planung der Spiele in Berlin in das Jahr 1916, die dann allerdings in den Kriegswirren des 1. Weltkrieges untergingen.


Die Idee ein  repräsentatives Sportstadion für mögliche olympische Spiele in Berlin zu etablieren, war  den  deutschen Olympioniken  und an ihrer Spitze Graf Egbert von der Asseburg  seit ihrem Olympiaerlebnis 1906 Athen  eine erstrebenswerte Vision.

 

Die Verwirklichung dieser Idee eines  Deutschen Stadions scheiterte jahrelang  und erst mit der Unterstützung durch  Staatsminister  Victor  von Podbielski  gelang schließlich die oben erwähnte Realisierung. Victor v. Podbielski war nach seiner Militärkarriere übrigens Nachfolger von Heinrich von Stephan Leiter des Reichspostamtes  und damit besteht auch eine Querverbindung zu unserem Hobby der Philatelie. Er engagierte sich im deutschen Sport und wurde  1909 Präsident des Deutschen Reichsausschusses  für Olympische Spiele bis zum Jahr 1916. Als bleibende Ehrung gibt es die Podbielski – Eiche am Osttor des Reichssportfeldes  vor dem  Preußenturm, der noch auf der zeitgenössischen Ansichtskarte mit dem Hakenkreuzemblem „verziert“ ist. Ebenso findet sich die Podbielski – Eiche im PHARUS – Plan zur Olympiade 1936  eingezeichnet und ist auf der Berliner Freimarkenausgabe (29.8.1953) erkennbar. Eine „1. Podbielski – Eiche“ am Ostrand des alten Deutschen Stadion fiel übrigens dem Neubau von 1936 zum Opfer. Zu Podbielski ferner eine Privatganzsache mit Werbestempel Berlin zum 150. Geburtstag im Jahr 1994.

 

Podbielski war Führer der deutschen Olympioniken 1912 in Stockholm und  als Vorstand im UNION-CLUB für Pferderennen wurde seit 1909 die Rennbahn mit Bahnanschluss im Berliner Grunewald realisiert und im Inneren der Bahn wurde das Deutsche Stadion unter dem  Architekten Otto March in den Jahren 1912/13 mit 33.000 Plätzen und nördlich integriertem Schwimmbad  „im Erdboden  versenkt“ errichtet, um den freien Blick auf die Pferderennbahn zu erhalten. Architekt Otto March verstarb kurz vor der Fertigstellung der imposanten Sportstätte und die nachfolgende Zeichnung  aus dem Buch von Werner March  BAUWERK REICHSSPORTFELD aus dem Jahr 1936  verdeutlicht die  Anordnung des tiefer gelegten Stadions für die olympischen Spiele im Jahr 1916.

 

Die vorstehende Luftaufnahme dokumentiert höchst interessant das spätere Reichssportfeld mit Deutschem Stadion und mit der Pferderennbahn von 1909. Im Vordergrund rechts das Wirtschaftsgebäude und Hauptrestaurant „Waldhaus“ mit seinen nördlichen Terrassen zur Rennbahn hin. Dieses Gebäude blieb übrigens mit seinem Unterbau  im späteren Olympiagelände von 1936 erhalten. Nach  Westen erkennbar der Tunnelbau unter der Rennbahn als einziger Zugang zum Stadion mit dem „Marchhof“ und diese Verbindung wurde von Werner March  ebenfalls für das Stadion 1936 erhalten und integriert.  Weiter links folgen die drei Tribünenbauten mit den südlich dahinter gelegenen Totalisatorenhäuschen für die Pferdewetten der Besucher.

 

Aber zunächst noch ein Blick auf die Gegebenheiten im Jahr 1909

 

Das obige Bild zeigt den Eröffnungstag der Rennbahn Grunewald am 23.Mai 1909 durch Kaiser Wilhelm II. und dieser Tag war gleichzeitig der erste Betriebstag für den Bahnhof Rennbahn natürlich mit Extrazügen auf 5 Bahnsteigen (für Pferdetransport war der nördlichste Gleisanschluss mit einer Rampe versehen). Für den Kaiser mit Gefolgschaft gab es extra einen Kaiserpavillon und erster Tagessieger  wurde ein krasser Außenseiter.

 

Zumindest eine Impression  „vor dem Rennen“ mit Blick auf die Tribünen.

 Das Siegerpferd kann ich allerdings nicht benennen

 

Bereits für die Rennbahnanlage baute Architekt Otto March das Wirtschaftsgebäude  mit dem Hauptrestaurant und den Stadionterrassen nach Norden in gestaffelter Form. Von diesem Gebäude hat der Sohn Werner March auf dem Reichssportfeld für die Olympiade 1936 nur das Sockelgeschoss  stehen lassen und darauf  neu  aufgebaut (genaue Vorstellung zu den Stadionterrassen  soll  an späterer Stelle noch erfolgen).

 

Fortsetzung folgt