Berlin Reichssportfeld und Sportorganisationen
7. Fortsetzung
27.11.2023
Aber zurück nun zum weiteren Werdegang auf dem Gelände in Berlin-Grunewald. Bereits ab den Jahren 1925/27 gab es Überlegungen im Reichsausschuss für Leibesübungen das Deutsche Stadion zu erweitern auch in Hinblick auf eine erneute Bewerbung für Olympia. Architekt Werner March wurde beauftragt zu einer Planerstellung und dies noch unter notwendiger Beibehaltung der Pferderennbahn. Dazu die folgende Topografie mit Rennbahn, Deutsches Stadion und geplantes Sportforum im Jahr 1926 aus dem lesenswerten Buch Werner March von Thomas Schmidt, 1992 Birkhäuser Verlag, Basel. Auf der folgenden Planskizze des Reichssportfeldes existiert nun auch schon der nördliche Verbindungstunnel vom Stadion zum Sportforum (Bau ab Oktober 1928 durch die Fa. Philipp Holzmann AG, der Tunnel war 400m lang und 4m breit)

Auf dem Internationalen Olympischen Kongress 1930 in Berlin präsentierte sich Deutschland dann erneut als Sportnation und warb für die Vergabe der Olympischen Spiele 1936 in Berlin. Der hervorragend geplante Kongress in Berlin gestaltete sich für die IOC – Mitglieder aus 50 Nationen als äußerst effektiv und wohlwollend erinnerungsträchtig. Damit stand im Jahr 1931 auf der IOC – Tagung zur endgültigen Vergabe der Olympischen Spiele für das Jahr 1936 in Berlin nichts mehr im Wege. Diese Entscheidung fiel für eine Stadt in Deutschland zur Zeit der „Endphase“ der Weimarer Republik und dies in den Verhältnissen absoluter politischer und wirtschaftlicher Krisenzeiten. Schon Dezember 1933 erfolgte die internationale Einladung an alle Nationalen Olympischen Komitees zur Teilnahme in Berlin durch Theodor Lewald und der feststehende Termin 1.8.1936 mit Eröffnung der Olympiade war nun in 2 ½ Jahren zu meistern, aber es handelte sich ja nicht um einen „Großflughafen“.
Folgend Einladung Lewald aus Olympia 1936 eine nationale Aufgabe 1935 im Reichssportverlag.

Auf dem 25jährigen IMOS – Jubiläum mit Olympia-Briefmarken-Ausstellung in Mühlheim wurde Dr. Theodor Lewald mit einem Sonderstempel geehrt, der zudem seine IOC – Mitgliedschaft von 1924 bis 1938 dokumentierte.

Nach Zuschlag für die Spiele überplante Werner March nun das Gelände erneut mit Erweiterung des alten Stadions auf 35000 Plätze durch Tieferlegung der Tribünen und durch die Verlagerung des bis dato integrierten Schwimmbadteils aus dem Stadion heraus und Verlegung an die östliche Flanke. Diese Version wurde ab Mai 1933 als Konzept genehmigt.

Werner March, Foto Cigaretten-Bilderdienst-Hamburg-Bahrenfeld
Hinweis: Alben mit Sammelbildern zu den Olympischen Spielen 1936 finden sich spez. aus der oben angeführten Quelle recht häufig. Die allgemeine Olympiabegeisterung und der damals recht hohe Raucheranteil der Bevölkerung führte diese Werke bis an die Millionenauflage heran, die ich zukünftig bei Quellenhinweis zweckmäßig nur noch unter C-B H-B anführen möchte.

Aber bereits im Januar des Jahres 1933 hatten sich dann die politischen Perspektiven mit der Machtübergabe an Adolf Hitler und seine NSDAP deutlich und total verändert!

Die geschulte nationalsozialistische Propagandamaschine erkannte sofort die Möglichkeit diese Spiele auf internationaler Ebene für ihr Image zu missbrauchen und dies für Deutschland unter dem Alleinvertreteranspruch von Hitler und seiner Partei.
Nach dem Ableben des Reichspräsidenten Hindenburg wurde Reichskanzler Adolf Hitler auch Schirmherr der geplanten kommenden olympischen Spiele in Berlin 1936.

aus Olympia - eine nationale Aufgabe, Reichssportverlag 1935
Eine Ortsbesichtigung von Hitler mit Erläuterung der Pläne aus dem Frühjahr 1933 führte zur Ablehnung und Aufforderung an Werner March ein neues Planungskonzept zu erstellen und dabei auch durchaus „gewünschte extreme Menschenmassenzahlen von Adolf Hitler“ zu berücksichtigen. Es war die unbestrittene Leistung des Architekten WERNER MARCH die olympischen Bauten in die vorgegebene Landschaft zu integrieren. Kein Architekt kannte langjährig besser die Gegebenheiten des geplanten Sportfeldes als Werner March und aus drei Entwicklungsplänen wurde von Hitler Ende des Jahre 1933 folgendes Konzept gebilligt

gez. Architekt Werner March
Selbst Adolf Hitler, Ministerien und sportliche und städtische Gremien mit ihren Wünschen und Forderungen folgten letztlich seinen überplanten Vorstellungen zur Gesamtgestaltung. March gelang es mit entsprechendem Widerstand die Fläche des Aufmarschgeländes für Hitlers gewünschte Menschenmassen zumindest etwas erträglich zu reduzieren und dennoch ein phantastisches und unvergleichbares Gesamtkonzept zu realisieren und dies auch unter teils enormen zeitlichem Druck. Albert Speer übte noch kosmetische Einflussnahme spez. in der Fassadengestaltung des Stadions in Werksteinausführung, um Hitlers Geschmack nach unvergänglichem Natursteineindruck zu entsprechen. Die Planungen der wichtigen Verkehrsanbindungen des Reichssportfeldes waren bei den beiden Fachleuten March und Speer kein strittiger Punkt sondern kompetente Übereinstimmung.
Dazu die Verkehrsplanung zum Reichssportfeld und hier hatten sich die Berliner Verkehrs - AG, Dt. Reichsbahn, Dt. Reichspost und der öffentliche Kraftverkehr gemeinschaftlich zur Olympiade 1936 in Berlin organisiert.

In roter Farbe Markierung der Straßenbahn auf der Stadion - Allee, in grüner Farbe der S - Bahnhof Olympia-Stadion und Pichelsberg, in blauer Farbe der U-Bahnhof Olympiastadion und in violetter Kennzeichnung der Omnibus auf dem olympischen Platz.

Speziell die Taktung der S-Bahn mit möglichen 80.000 und der U-Bahn mit 25.00 Personen addierte sich mit Straßenbahn und Kraftpost auf eine Verkehrskapazität zur Bewältigung mit 120.000 Teilnehmern pro Stunde!. Der Autoverkehr lief zusätzlich und teils auch über neue Straßen und Brücken aus östlicher, südlicher und westlicher Richtung über die Olympische Straße, die Reichsportfeld- und die Glockenturm- Straße.
Die Vorstellung des Reichsportfeldes soll mit der S – Bahn – Fahrt beginnen zum Bahnhof Reichssportfeld und hier sind schon Überplanungen seit 1934/35 für die olympischen Spiele zu registrieren (U-Bahnhof Vorstellung später). Bei der Eröffnung im Jahr 1909 lief der Stationsname unter RENNBAHN bis zum Jahr 1928 und lief dann bis zur Olympiade 1936 unter dem Namen Stadion – Rennbahn Grunewald. Das südlich durchgehende Gleis der Vorortbahn führt nach Spandau und 4 Kopfbahngleise schließen sich nach Norden an zur Bewältigung der Fahrgäste bei Veranstaltungen. Erwähnenswert noch die KdF – Stadt zur Olympiade, die in unmittelbarer Nähe angelegt worden war. Während der olympischen Spiele gab es den eigenen Sonder- S- Bahnhof KdF – Stadt unmittelbar dem regulären Bahnhof Heerstraße vorgelagert und die nächste Station war dann schon der Bahnhof Reichssportfeld. Hier noch einmal die Vorstellung aus dem Menüpunkt Olympiastadion

Erwähnenswert ist in Erwartung des Verkehrsaufkommen zu den olympischen Spielen die Entwicklung und Bau von 34 Triebzügen der Baureihe ET 166, die während dieser Zeit ihre Fenster mit den OLYMPISCHEN RINGEN an den Fensterscheiben der Türen geschmückt hatten und unter dem Begriff „Olympia – Züge“ liefen. Auf der nachfolgenden Aufnahme etwas schwierig zu erkennen. S- Bahn Kapazität Stadion 84.000 Personen pro Stunde.

Dazu noch ein Detail der Verkehrsanbindung S – Bahn Reichssportfeld aus dem Stadtplan
von Berlin des Reichssportverlages zu den olympischen Spielen im Jahr 1936

Der S - Bahnhof wurde zu den olympischen Spielen ab dem Jahr 1935 umgebaut und das zweigeschossige Empfangsgebäude wurde in Form einer offenen Halle gestaltet.

Blick auf den Bahnhof Reichssportfeld. Im Hintergrund kommt das Olympiastadion zur Abbildung und der Blick nach links – westlich fällt auf die Treppenaufgänge zu der neu gestalteten Empfangshalle und dahinter noch erkennbar das umgebaute Gebäude der Stadionterrassen.
Der erste Blick bei Betreten des S- Bahnhofvorplatzes fällt auf die Stadionterrassen und dazu eine Kombination zweier Fotopostkarten zum „Weitwinkelaspekt“

Fortsetzung folgt