Garmisch – Partenkirchen – ein deutscher Olympiaort
11. Fortsetzung
--.--.—
Nach der wohl offiziellen Etablierung der Verwaltungstrukturen für die überraschend geplanten Winterspiele 1940 im August 1939 überschlugen sich die Ereignisse in Garmisch-Partenkirchen mit Beginn des 2. Weltkrieges am 1. September.
Wurde zunächst noch weiterhin an den Sportstätten gebaut, so erfolgte noch Mitte September die Mitteilung an das Internationale Olympische Komitee, dass Deutschland weiterhin parat sei und auf ein baldiges Ende auf dem Kriegsschauplatz hofft. Ende Oktober ordnet Adolf Hitler die Arbeiten in Garmisch-Partenkirchen für die Spiele einzustellen und Ende November 1939 erfolgt dann die deutsche Absage der olympischen Winterspiele durch Karl Ritter von Halt und Präsident des Organisationskomitees an das IOC.

Während der Absenderfreistempel im Bürgermeisteramt mit dem Werbeteil für die V. olympischen Winterspielen unverändert bis Kriegende weiter läuft und erstaunlich mit Aptierungen überlebt (Vorstellung an späterer Stelle) war das Ende des Organisationskomitees besiegelt und mein letztes bekanntes Datum der Anwendung des diesbezüglich eingeführten Freistempels betrifft den 1.12.1939 und dazu ein Faksimiledruck.

Die obige Drucksache wird vermutlich eine Absage der Kartenstelle betreffen
Zunächst aber noch einmal die Betrachtung der Francotyp – Stammkarte. Zumindest ein kurzer Hinweis zur Weiterverwendung des Freistemplers ist an dieser Stelle erlaubt

Der Freistempler fand in Berlin-Grunewald nach dem 2. Weltkrieg Verwendung im Verlagshaus Babelsberger Str.40 mit seinem erneuten Einsatz. Arno Scholz – ehemaliger Redakteur der SPD-Zeitung Vorwärts - erhielt relativ früh von der britischen Militärverwaltung im März 1946 die Genehmigung für seine Tageszeitung Telegraf. Es gelang in dieser schwierigen Nachkriegszeit ein journalistischer Erfolg bis zur größten Berliner Zeitung mit Tagesauflagen von 500.000 bis 600.000 Exemplaren und vom Verlagshaus in der Babelsberger Straße fand sich ein neues Quartier in Berlin-Grunewald am Bismarckplatz für fast 1000 Mitarbeiter bereits im Jahr 1949 und wurde aufwendig renoviert (siehe Datenlage in den Ersttagsabschlägen der Francotyp-Dokumentation).

Telegraf Berlin-Grunewald
Sicherlich ist die Historie dieser Zeitung über die Berliner Blockade bis zum Mauerbau überaus interessant und lesenswert. Arno Scholz verstarb 1971 und im Jahr 1972 wurde der Telegraf eingestellt und der Springer-Verlag hatte sein Berliner Monopol erreicht.
Aber zurück zu Garmisch-Partenkirchen und das Jahr 1940

Der vorstehende Amtsbrief Der Bürgermeister des Marktes Garmisch-Partenkirchen und ferner mit Siegel im Absendereindruck verweist ausdrücklich auf den Austragungsort der IV. Olympischen Winterspiele 1936 hin und im Absenderfreistempel vom 23.4.1940 läuft unverändert dann die Werbung aber für die V. Olympischen Winterspiele, die zu diesem Zeitpunkt im 2. Weltkrieg bereits abgesagt waren. Leider ist Stempeldatum und die besagte Werbung für das Jahr 1940 nur mit der Lupe eindeutig erkennbar, aber der Wertrahmen Reichsadler dokumentiert eindeutig die Aptierung.
Folgende Ansichtskarte „trauert“ dann in einer verfälschten propagandistischen Sichtweise den olympischen Spielen 1940 in Garmisch-Partenkirchen und Helsinki nach
FAND DURCH DEN UNS AUFGEZWUNGENEN KRIEG NICHT STATT

Diese Karte findet sich üblicherweise zur INTERNATIONALEN WINTERSPORTWOCHE 1941 rückseitig mit drei Sonderwerbestempeln Garmisch-Partenkirchen wieder. Sonderstempel einmal Ortsansicht und Hinweis Pressepostamt, ferner alpiner Skiläufer und drittens das Kunsteisstadion in der erweiterten Form (u.a. mit Integration einer Schnelllaufbahn) von 1939.

Aus dem Gebiet der Postautomation mit Vorausentwertung mittels Freimarkenstempler (Erich Komusin s. Menüpunkt der Homepage www.postautomation.de – Freimachung mit Freistempel und hier im Untermenü Freimarkenstempler) kann mit Datum vom 5.2.1942 ein sicher seltener Olympiamotivbeleg dokumentiert werden. In portogerechter Anwendung mittels 15Pf. Hitlermarke zur Auslandsverwendung findet sich eine Hotelwerbung mit den olympischen Ringen über der Alpspitze (Ansichtskarte vorderseitig Skisprungschanze nicht abgebildet).

Der Partenkirchener Hof wurde 1911 von der Familie Cholewa erbaut, war „erstes Haus am Platz“ und die Familie Reindl übernahm im Olympiajahr 1936 das Hotel. In der Kriegszeit unter den Nationalsozialisten als Hospital genutzt, etablierten sich zunächst hier die Amerikaner im Jahr 1945 mit einem Standort und erst Ende der 1950er Jahre übernahm die Familie Reindl wieder das Hotel.

Interessant nun ist die Weiternutzung des Absenderfreistempels des Bürgermeisteramtes Garmisch-Partenkirchen mit der Werbung für die V. Olympischen Winterspiele 1940 auch nach Rückgabe an das IOC und mein letzter Beleg stammt dazu aus dem Jahr 1956! Veränderungen ergaben sich nur im Wertstempelbereich und dazu die 1. Version mit dem Datum vom 19.6.1946 aber mit Aptierung im Wertrahmen unter Entfernung des Reichadlers aber noch Deutsche Reichspost.

Freistempelabschlag im Detail und Kontrast verstärkt (Typ E 13 nach Dürst-Eich)

Fortsetzung folgt